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Bilanz des Fachtreffens zur medizinischen Versorgung in OPR

16. 11. 2023

Sehr geehrte Damen und Herren,


Wie sieht die Entwicklung bei der haus- und fachärztlichen sowie der stationären medizinischen Versorgung im Landkreis Ostprignitz-Ruppin aus? Welche Maßnahmen sind unbedingt notwendig, um die medizinische Versorgung der Menschen in einem Flächenlandkreis auch für die Zukunft zu sichern? Diese und weitere wichtige Fragen zum Thema Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum standen Ende vergangener Woche bei einem Fachtreffen in der Neuruppiner Kreisverwaltung im Mittelpunkt. Die Gesprächsrunde mit Beteiligten des Gesundheitssystems war der inzwischen dritte Austausch in diesem Format und geht auf eine von Landrat Ralf Reinhardt unterstützte Initiative des Kreisseniorenbeirates zurück.

Anfang 2022 hatte der Beirat das Thema Ärztemangel in Ostprignitz-Ruppin und seine Auswirkungen zum ersten Mal in dieser Form auf die Agenda gesetzt und das Gespräch mit Verantwortlichen sowie Betroffenen der medizinischen Versorgung im Landkreis gesucht. Neben dem Landrat nahmen diesmal unter anderem die Kreistagsvorsitzende Sigrid Nau, Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen des Landkreises, des Universitätsklinikums Ruppin-Brandenburg (ukrb), der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB), der KMG-Kliniken, der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, der Krankenkasse AOK, des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (MSGIV), der Hausärzte sowie der Seniorenbeiräte teil.

Landrat Ralf Reinhardt sieht auch nach dem Treffen weiter großen Gesprächsbedarf. Er fordert zugleich ein zügiges sowie nachhaltiges Handeln:

„Wir müssen den Austausch fortsetzen und die Besonderheiten des ländlichen Raums gerade bei der medizinischen Versorgung stärker in den Fokus rücken. Als Landkreis versuchen wir bereits unser Möglichstes, die medizinische Versorgung zu halten oder zu verbessern. Ich sehe jedoch einen enormen Reformbedarf bei der Anpassung der Bundes- und der Landesgesetze. Insbesondere würden verbindlichere Festsetzungen bei den Niederlassungsregeln für Fachärzte und Allgemeinmediziner helfen, die Mindestversorgung im ländlichen Raum dauerhaft sicherzustellen. Als weiteres, wesentliches Element bei den Reformen sollten Vergütungssätze einen so genannten Strukturzuschlagsfaktor erhalten, damit die ländliche Region für Ärzte auch wirtschaftlich attraktiver wird. Der Gedanke, auch für unsere Region einen Weiterbildungskoordinator für Fachärzte zu schaffen, der zum Beispiel bei unserer MHB angesiedelt werden könnte, sollte bald in Angriff genommen werden, um die Versorgungsqualität und -quantität im gesamten Landkreis zu erhalten und auszubauen. Wir müssen uns darüber abstimmen, wie die erkannten Probleme im Bereich unserer Gesundheitsversorgung ernsthaft angegangen werden können. Zu wünschen wäre außerdem, dass bei den nächsten Zusammenkünften zu diesem Thema dann auch Vertreter des Bundes mit am Tisch sitzen.“

Die Vorsitzende des Kreistages Ostprignitz-Ruppin, Sigrid Nau, begrüßt, dass das Thema ernsthaft diskutiert und die Probleme klar aufgezeigt werden:

"In der Sitzung wurde besonders deutlich, dass die fachärztliche und stationäre Versorgung in der ländlichen Region anders betrachtet werden muss. Wie definiert sich die ländliche Region? Schon diese Betrachtung muss bei den Verantwortlichen in Berlin und Potsdam zum Umdenken führen. Die Probleme werden in den nächsten Jahren noch größer und Lösungsansätze sollten auf jedem Fall begleitet werden. Eine erneute Zusammenkunft in einem angemessenen Zeitraum ist sehr wichtig, um das für Ostprignitz-Ruppin bedeutende Thema aus unserer Sicht im Blick zu behalten und Verbesserungen für die Menschen in unserem Landkreis voranzubringen."

Der Temnitzer Amtsdirektor Thomas Kresse lobt im Namen der Bürgermeister und Amtsdirektoren des Landkreises die Initiative zur Verbesserung der medizinischen Versorgung in Ostprignitz-Ruppin:

„Diese Initiative, alle Beteiligten aus dem Bereich der ärztlichen Versorgung zusammenzuholen und mit den kommunalpolitischen Strukturen zu vernetzen, ist wichtig. Dieser Prozess muss intensiviert und fortgesetzt werden. Auch die Städte, Ämter und Gemeinden wollen sich beteiligen und aktiv zu einer Verbesserung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum beitragen.  Daher müssen wir uns vor Ort selbst die Aufgabe stellen, wie wir eine Verbesserung erreichen können und ansiedlungswillige Ärzte bei Fragen und Aufgaben unterstützen. Gleichzeitig muss der große Erfolg der MHB, möglichst viele Absolventen in der Region zu halten, ausgeweitet werden. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die medizinische Leistung eine kleiner werdende Ressource wird, mit der verantwortungsvoll umgegangen werden muss.“

Für das Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg zieht ukrb-Geschäftsführer Dr. Gunnar Pietzner eine Bilanz der Gespräche:

„Der Termin war sehr gut vorbereitet. Die wesentlichen Gestalter der ambulanten Versorgung waren vertreten und sind miteinander in einen konstruktiven Dialog getreten. Als positives Fazit nehmen wir mit, dass man die Gespräche weiterführen, gemeinsam nach Lösungen suchen und sich vor Ort ein Bild machen möchte. Unsere Forderungen weichen im Bereich der ambulanten Versorgung nicht von denen zur stationären Versorgung ab. Die Finanzierung der Gesundheitsversorgung muss auf sichere Füße gestellt werden. Denn wir können beispielsweise Praxen nicht immer kostendeckend betreiben. In einigen Fällen sahen wir uns bereits gezwungen, die praxisansässigen Gemeinden um Unterstützung zu bitten. Doch auch in den Kommunen ist die Finanzlage angespannt, wie das jüngste Beispiel der gynäkologischen Praxis in Rheinsberg zeigt. Ohne die finanzielle Hilfe der Stadt, die bislang nicht bewilligt oder zugesagt ist, werden wir die Praxis nicht weiter betreiben können. Für uns steht fest, dass die Ambulantisierung der Medizin zentral koordiniert und sektoren-übergreifend gedacht werden muss. Die medizinische Versorgung der Bevölkerung kann nicht dem Zufall überlassen werden. Der Gesetzgeber muss mit den Akteuren im Gesundheitswesen reden und stärker auf Umsetzbarkeit achten. Außerdem hoffen wir auf eine weitere Unterstützung unserer Bemühungen, selbst ärztliches und psychologisches Personal auszubilden, bspw. durch Stipendien für MHB-Studierende.“

Die Vorsitzende des Kreisseniorenbeirates und Seniorenbeauftragte des Landkreises, Sigrid Schumacher, hält den derzeit stattfindenden Austausch für notwendig. Zugleich mahnt sie Reformen an:

„Es ist gut, dass wir miteinander reden und dieses wichtige Thema jetzt ins Bewusstsein rücken, denn es droht eine gefährliche Versorgungslücke im Gesundheitswesen. Gründe sind unter anderem die Altersstruktur der derzeit praktizierenden Haus- und Fachärzte und die ausbleibende Neubesetzung mit jungen Ärzten. Der Bedarf ist groß, denn es wird durch den demografischen Wandel immer mehr ältere Menschen mit chronischen Mehrfacherkrankungen und damit individuelleren Behandlungsnotwendigkeiten geben. Es reicht deshalb nicht aus, nur die Zahl der Hausärzte zu erhöhen. Das gesamte Gesundheitswesen braucht eine Neustrukturierung, was jedoch Zeit in Anspruch nehmen wird. Zeit, die viele unserer Seniorinnen und Senioren im ländlichen Raum leider nicht haben.“

Die Kreisseniorenbeauftragte weist in diesem Zusammenhang auch auf die laufende Petition der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) zur Rettung der ambulanten Versorgung hin und wirbt um Unterstützung.  Es werden mindestens 50.000 Unterschriften benötigt, um im zuständigen Ausschuss des Bundestages das Anliegen persönlich vortragen zu können. Mit der Petition wird gefordert, die Rahmenbedingungen für die ambulante Versorgung zu verbessern. 

Informationen zur Petition: https://www.kvbb.de/praxis/aktuelles/news-detail/meldung-petition-zur-rettung-der-ambulanten-versorgung

 

 

Mit freundlichen Grüßen

Alexander von Uleniecki

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Landkreis Ostprignitz-Ruppin 
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